diaspora

Congolese in Belgium (work in progress)

Knapp hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der sukzessiven Unabhängigkeit ehemaliger Kolonien in Afrika leidet das größte frankophone Land der Welt, die Demokratische Republik Kongo, noch immer unter den Auswirkungen der europäischen institutionellen Ausbeutung. Bis heute sind aufgrund von Kämpfen Tausende Kongolesen vertrieben, viele suchen Zuflucht in Europa. Doch das hat sie nie gewollt.

Die Geschichte Belgiens ist besonders mit der des Kongo verbunden. Von 1885 bis zur endgültigen Unabhängigkeit 1960 herrscht das westeuropäische Königreich unter König Leopold II. brutal und ausbeuterisch über das heute viertgrößte Land Afrikas. Belgien zählt aktuell nach Frankreich nicht ohne Grund die zweitgrößte kongolesische Bevölkerungszahl Europas: Am Abend des Zweiten Weltkrieges leben nach offiziellen Angaben zehn Kongolesen in Belgien, nach der Unabhängigkeit des Landes 1960 steigt die Einwanderung rasant. 1961 registriert das Königreich bereits über 2.500 Bewohner aus dem Kongo. Um für Nachfolger europäischer Kolonialbeamter zu sorgen, fördert Belgien mit Studienstipendien gezielt eine kleine Elite des westafrikanischen Landes.

Einmal in Belgien, fassen aber nur die wenigsten wirklich Fuß. Aufstiegschancen sind nicht erwünscht. Von Anfang an dominiert ein Gefühl des Provisorischen, Rassismus trifft besonders die Kongolesen. Trotz überdurchschnittlicher Ausbildung, auch im Vergleich mit anderen Gruppen von Einwanderern, ist die Arbeitslosenquote unter ihnen bis heute eine der höchsten des Landes. Besonders die ältere Generation stirbt meist in Einsamkeit und Armut. Zu oft bedeuten in der belgischen Diaspora für sie allein Familie und Gemeinschaft sozialen und finanziellen Halt. Für eine Gruppe von Menschen, die untrennbar zu Europa ge- hört und sich dennoch bis heute gesellschaftlich unsichtbar fühlt.